Tipps
Tipps
HILFREICHE INFORMATIONEN
Für Hörgeräteträger und Angehörige
Tipps vor dem Kauf
Für medizinische Fragen ist der HNO-Arzt zuständig. Dieser stellt auch die Verordnung für die Hörgeräte aus, mit der Ihr Eigenanteil um den der Krankenkasse reduziert werden kann.
Doch beim Ohrenarzt ist das Wissen über technische Fragen zu Hörsystemen und deren Möglichkeit zur Linderung Ihrer ganz individuellen Hörschwäche sehr begrenzt. Bei der vorhandenen Produktfülle von mehr als 1000 verschiedenen Hörsystemen am Markt ist das unvermeidlich. Die erforderlichen Kenntnisse und Erfahrungen finden Sie nur bei jemandem, der eine fundierte Ausbildung für genau diese Fragen hat und sich damit professionell befasst, also bei uns – Ihrem Hörakustiker-Meister.
Nehmen Sie sich Zeit für das Beratungsgespräch
Um Ihre individuellen Bedürfnisse zu erfassen, nehmen wir uns für Sie sehr viel Zeit. Ein intensives Vorgespräch sorgt dafür, dass das erste angepasste Hörsystem oft schon das richtige ist und verkürzt so Ihren zeitlichen Aufwand.
Erarbeiten Sie Ziele
Legen Sie gemeinsam mit uns und Ihren Angehörigen Ihre persönlichen Ziele für das Hören mit Hörgeräten fest. Am besten ganz konkret z.B. ich will mit den Hörgeräten den Fernsehton bei der gleichen Lautstärke wie mein Lebenspartner verstehen.
Haben Sie Geduld
Die erste große Hürde ist immer das Einsetzen ins Ohr. Das werden wir geduldig mit Ihnen üben, damit Sie es auch zuhause alleine schaffen.
Moderne Hörsysteme sind großartig, aber keine neuen Ohren. Tägliches Tragen der Geräte über mindestens 8 Stunden erhöht den Hörerfolg auch auf lange Sicht.
Batterie oder Akku?
Batterien
Hörgerätebatterien gibt es in vier verschiedenen Größen und sind mit einem Aufkleber versiegelt.
Hörgerätebatterien sind Zink-Luft-Batterien. Sie sind so konzipiert, dass die Spannung bis zum Ende konstant bleibt und erst kurz vor Ende sinkt (in der Regel etwa 30 Minuten vorher). Das merken dann die Hörgeräte und signalisieren das durch einen Warnton.
Diese Batterien werden erst durch das Abziehen des Aufklebers aktiviert. Sie ziehen durch die Löcher auf der Oberseite langsam Sauerstoff und eine Reaktion wird gestartet. Man sollte die Batterie nicht gleich zu benutzen, sondern sie 20 bis 30 Minuten liegen zu lassen, damit sich eine höhere Kapazität aufbauen kann.
Ein guter Tipp ist, den Aufkleber abzuziehen, sobald der erste Batterie-Warnton vom Hörgerät ertönt. Dann hat man ja noch 30 Minuten Zeit zum Einsetzen der Batterie, bevor sich das Gerät abschaltet. Wenn man den Aufkleber abzieht und die Batterie nicht benutzt, ist sie in der Regel trotzdem nach 3 Wochen entladen. Im Schnitt hält eine Batterie etwa 3-7 Tage. Bei den Geräten mit 675er Batterie können es auch schon mal 10-14 Tage sein.
Die Betriebsdauer im Hörsystem hängt von mehreren Faktoren ab:
Akku
Die heutigen Akkus in Hörsystemen sind in der Regel fest verbaute Lithium-Ionen Akkus. Da die Spannung dieser Akkus für Hörgeräte zu hoch ist, sorgen Steuerelemente für eine reduzierte Spannung und regeln auch die maximale Auf- und Entladung. Die Kapazität wird von den Hörgeräte-Herstellern meist in Betriebsstunden angegeben. Allerdings gibt es große Unterschiede: von etwa 18 bis 32 Betriebsstunden. Da die Kapazität im Laufe der Jahre sinkt, ist die Wahrscheinlichkeit bei geringer Anfangskapazität größer, die Akkus innerhalb von 6 Jahren austauschen zu müssen, damit sie wieder einen Hörtag durchhalten. Bei den meisten Herstellern ist das mit einem Einsenden der Geräte verbunden und kann nicht vor Ort erfolgen.
Batterie vs. Akku
Ein Akku ist sicherlich die komfortablere Lösung, da das Ein- und Ausschalten wegfällt und auch der Batteriewechsel. Außerdem muss man sich keine Gedanken machen, ob die Batterie heute noch hält oder sich während eines wichtigen Gesprächs entlädt.
Dagegen steht, dass Batteriegeräte meist etwas kleiner sind und auf Reisen keine Ladestation mitgenommen werden muss. Mit Batterien ist man unabhängiger, weil sie auf drei Kontinenten produziert werden, Ladestationen kommen meist aus dem asiatischen Raum. Geht die Ladestation kaputt, können beide Geräte nicht betrieben werden.
Die Investition ist anfangs für Akku-Geräte höher, in der Regel 100 bis 200€ pro Gerät und für die Ladestation 170 bis 250€. Da man aber keine Batterien kaufen muss, relativiert sich die Preisdifferenz, wenn man einen Zeitraum von 6 Jahren (durchschnittliches Alter eines Hörsystems bis zur Neuanschaffung) betrachtet.
Tragetipps
Wenn es um die Eingewöhnung geht, ist ein Hörgerät nicht mit einer Brille zu vergleichen. Mit einer neuen Brille können Sie sofort sehen, das Hören will aber neu erlernt werden. Damit das Gehirn mit dieser neuen Situation schneller zurechtkommt, ist es sehr wichtig, Ihre Hörgeräte regelmäßig zu tragen. Nutzen Sie unbedingt beide Geräte, auch wenn Sie gelegentlich den Eindruck haben, ein Gerät würde genügen.
Zwei Geräte zu benutzen hat erhebliche Vorteile: Sie…
Tragen Sie die Hörgeräte auch dann, wenn Sie alleine zuhause sind, und bitte bedenken Sie auch, dass es lebenswichtig sein kann, im Straßenverkehr ein hupendes Auto oder das Klingeln eines Fahrrades zu hören. Sie erreichen den besten Hörerfolg, indem Sie das Hören bewusst trainieren. Wir unterstützen Sie dabei.
Wichtige Hinweise zur Anwendung
Hinweise zur Batterieverwendung
Pflege und Reinigung der Hörsysteme
Achten Sie stets auf einwandfreie Ohrhygiene. Die medizinische Überprüfung des Ohrs übernimmt gerne Ihr HNO-Arzt.
Grundsätzlich wird empfohlen, Hörgeräte jede Nacht zu trocknen und einmal wöchentlich zu reinigen. Sie beugen damit Entzündungen vor und verringern die Reparaturanfälligkeit. Zur Reinigung empfehlen wir Ihnen unsere Pflegeprodukte, die speziell für Hörgeräte entwickelt wurden.
Darüber hinaus empfehlen wir zur Vermeidung von häufigen Ausfällen bedingt durch Feuchtigkeit ein elektrisches Trockengerät mit UV-C Licht zur Entkeimung der Hörsysteme. Durch das tägliche Tragen der Hörsysteme sind die Ohren einem gewissen Infektionsrisiko ausgesetzt. Ultraviolettstrahlen wirken keimtötend auf Bakterien, Viren, Hefen und Schimmel. Luft und Oberflächen werden entkeimt, die Vermehrung von Mikroorganismen wird wirkungsvoll verhindert. Die Entkeimung mit UVC Licht wird heute auch in Krankenhäusern gegen Infektionen mit resistenten Keimen eingesetzt.
Kommunikationstipps für Angehörige und Hörgeräteträger
Kommunikationstipps für Angehörige
Einige Patienten können auch mit Hörgeräten schlecht verstehen. Das ist immer dann der Fall, wenn das maximal mögliche Sprachverstehen gering ist. Dieser Wert lässt sich aus unserem Sprachtest ermitteln. Jemand, der bei 110 Dezibel über den Kopfhörer nur 40% verstehen kann, der kann auch mit Hörgeräten nur 40% verstehen. Allerdings schafft er das dann bei normaler Sprachlautstärke (65 Dezibel), sodass man dann nicht mehr so laut sprechen muss.
In solchen Fällen entstehen Hörlücken, die der Schwerhörige ergänzen muss. Dafür braucht er Zeit. Daher ist es wichtig langsam zu sprechen und den Hörgeräteträger anzuschauen. Machen Sie ggf. bewusst Pausen für das Kombinieren und Verstehen. Hilfreich ist auch, wenn man zu Beginn des Gespräches sagt worum es geht (z.B. „Ich möchte mit Dir über die Geburtstagsfeier sprechen.“). Themenbezogen fällt das Erraten der Hörlücken leichter. Sprechen Sie gleichmäßig und versuchen Sie die Worte voneinander zu trennen.
Das Ergänzen der Hörlücken braucht sehr viel Konzentration und ist unglaublich anstrengend. Nicht selten geht das Erraten eine halbe Stunde ganz gut und dann wird plötzlich gar nichts mehr verstanden. Der Hörgeräteträger braucht dann eine Pause, um sich wieder konzentrieren zu können.
Das Anschauen liefert wertvolle Informationen und unterstützt ebenfalls die Kommunikation, weil Mund und Mimik zu sehen sind. So können manche Buchstaben besser identifiziert werden. Und auch die Stimmung mit der jemand etwas sagt z.B. Freude, Ironie etc. kann akustisch schlecht wahrgenommen, aber im Gesicht abgelesen werden.
In aufregenden Situationen oder bei wichtigen Gesprächen über fremde Sachinhalte wie z.B. ein medizinisches Arztgespräch lassen sich die Hörlücken nicht durch Erraten in bekannte Sachzusammenhänge einordnen. Da empfiehlt sich eine Begleitung der betroffenen Person, um im Nachhinein offene Fragen beantworten zu können.
Kommunikationstipps für Hörgeräteträger
Wenn Sie sich mit jemandem unterhalten, ist es immer gut, wenn Sie Ihrem Gegenüber sagen, wie er es Ihnen leichter machen kann. Denn fälschlicherweise wird man oft viel zu laut angesprochen, wenn man erwähnt, dass man nicht gut hört. Und nach kurzer Zeit hat der Gesprächspartner das dann auch wieder vergessen, weil man Ihnen ja nicht ansieht, dass Sie schlecht verstehen.
Daher unser Tipp: Besorgen Sie sich eine auffällige Brosche, z.B. eine Palme oder ein lila Ohr etc.
Sagen Sie Ihrem Gegenüber folgendes: „Diese Brosche bedeutet, dass ich auch mit Hörgeräten fast nichts verstehen kann. Sie können mir aber sehr helfen, wenn Sie langsam sprechen und mich anschauen.“
Da die Brosche während des Gesprächs immer wieder ins Auge fällt, wird Ihr Gegenüber immer wieder daran erinnert, dass er langsam sprechen muss. Außerdem wird er sich freuen, dass Sie durch seine Mithilfe dem Gespräch folgen konnten.
Geräuschvolle Situationen mit Sprache z.B. im Restaurant stellen die größte Herausforderung dar. Automatische Hörsysteme fokussieren sich in der Regel auf den lautesten Sprecher. Das ist aber nicht immer der, den man hören möchte, sondern sitzt vielleicht sogar am Nebentisch. In solchen Situationen ist ein Hörprogramm mit fest nach vorne ausgerichtetem Mikrofon eine große Hilfe. Allerdings muss dann auch die Platzwahl am Tisch beachtet werden: Man sollte sich mit dem Rücken zum Raum setzen, da in diesem Programm nur das verstärkt wird, wo man hinschaut. Alles was man nicht hören möchte (z.B. die anderen Restaurantgäste) sollten man in seinem Rücken haben.
Anleitung zur Überprüfung der Hörgeräte Ihrer Kinder
Die einwandfreie Funktion ist mit Hilfe eines Abhörschlauches mindestens einmal wöchentlich zu überprüfen.
Lexikon
BERGRIFFSERKLÄRUNG FÜR DIE HÖRAKUSTIK
Das steckt hinter den Branchenwörtern
Pädakustik
Die Pädakustik ist eine Zusatzqualifikation, die Hörgeräteakustikern die Grundlagen für die Versorgung hörgeschädigter Kinder vermittelt. Die Voraussetzung für die Weiterbildung ist entweder der Meistertitel in der Hörakustik oder eine dreijährige Berufspraxis in dieser Branche. Vermittelt werden dabei sowohl theoretische, als auch praktische Verfahren, welche eine kindgerechte Hörverlustmessung und Hörgeräteanpassung schulen.
Dabei spielen nicht nur psychologische Fachkenntnisse bezüglich des Umgangs mit Kindern, sondern auch Beratungsqualitäten als Ansprechpartner für die Eltern eine wichtige Rolle. Für diese ist beispielsweise wichtig zu wissen, wie sie am besten mit ihrem Kind kommunizieren können, welche begleitenden Therapieformen es gibt oder wie sich rechtliche Grundlagen und Fördermaßnahmen gestalten.
Audiotherapie
Die Audiotherapie beschäftigt sich mit der Rehabilitation erwachsener hörgeschädigter Menschen. Sie ergänzt die medizinische Therapie und die Versorgung mit technischen Hilfsmitteln.
Die Audiotherapie unterstützt die aktive Auseinandersetzung mit dem Handicap. Dazu gehört die Entwicklung eines realistischen Selbstbildes und das Erlernen geeigneter Verhaltensstrategien. Hörgeschädigte Menschen sind meist auf Hörsysteme angewiesen. Neue Hörsysteme liefern oft deutlich veränderte Höreindrücke. Durch ein gezieltes Training wird die Gewöhnung erleichtert und ein differenziertes Hören und Verstehen ermöglicht. Technische Hilfen wie Hörgeräte, Cochleaimplantat und ergänzende Kommunikationshilfen sollen optimal genutzt werden können. Die Förderung und Pflege der sozialen Kompetenz sollen den sozialen Status festigen und die Teilhabe an der Gesellschaft ermöglichen. Durch die Information über sozialrechtliche Bestimmungen werden die Betroffenen unterstützt, ihre Rechte in Anspruch zu nehmen.
Der Hörvorgang
Die Ohrmuschel fängt die Geräusche von außen auf. Durch die spezielle Ohrform werden die Schallwellen wie in einem Trichter zum Trommelfell weitergeleitet.
Das Trommelfell wird durch die Schallwellen in Schwingungen versetzt und der Schall wird im Mittelohr über die Gehörknöchelchenkette verstärkt, weitergeleitet und kommt dann im Innenohr an.
In der Cochlea (Hörschnecke) werden die Haarsinneszellen durch die Schallwellen in Schwingung versetzt und in Nervenimpulse umgewandelt und dann über den Hörnerv an das Gehirn weitergeleitet.
Im Gehirn werden die Geräusche identifiziert: z.B. als Musik, Sprache oder Straßenlärm.